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A Becoming Resemblance

A Becoming Resemblance

Die Gastausstellung A Becoming Resemblance von Heather Dewey-Hagborg und Chelsea Manning untersucht aufkommende Technologien der genomischen Identitätskonstruktion und die gesellschaftlichen Zustände unserer Zeit. Das Herzstück der Ausstellung bildet Probably Chelsea, eine Reihe von dreißig möglichen Bildnissen von Chelsea Manning – der ehemaligen US-Geheimdienstanalystin und späteren Whistleblowerin, die 2013 zu 35 Jahren Haft verurteilt wurde. Die 3D-gedruckten Porträts erinnern durch ihre Gruppierung an eine Menschenmenge und zeigen, auf wie viele unterschiedliche Weisen DNA interpretiert werden kann. Sie widerlegen überholte Vorstellungen einer biologisch determinierten Identität und richtet den Blick auf die Gemeinsamkeit aller – eine Gemeinsamkeit, die sich sogar auf zellulärer Ebene finden lässt.

Das Projekt nahm seinen Anfang im Jahr 2015, als Dewey-Hagborg die ersten Porträts produzierte – mithilfe von DNA aus Wangenabstrichen und Haarproben, die Manning ihr aus dem Gefängnis schickte. Während der Haft wurden jegliche Bilder von Manning zurückgehalten; die künstlerische Zusammenarbeit mit Dewey-Hagborg gab ihr eine Form von Sichtbarkeit zurück. Später produzierten Dewey-Hagborg und Manning gemeinsam mit der Illustratorin Shoili Kanungo Suppressed Images (2016). In der Comic-Kurzgeschichte über ihre Kollaboration entwarfen sie das Bild einer Zukunft, in der Obama Mannings Strafmaß herabsetzt. Diese Vorhersage erfüllte sich nur wenige Stunden nach Veröffentlichung des Comics.

Die Ausstellung umfasst zudem Dewey-Hagborgs frühe Arbeit Spurious Memories (2007), die auf einem autonomen Programm für die Kategorisierung und Generierung von Gesichtern basiert. Dieses Projekt stand am Anfang ihrer Auseinandersetzung mit der Erzeugung menschlicher Gesichter aus Erbgut-Sequenzen und anderen Parametern.

Die Arbeiten dieser Ausstellung bringen nicht nur Bedenken in Bezug auf die Präzision und Invasivität heutiger Technologien zur Sprache; sie zeigen auch, wie diese genutzt werden, um mithilfe der wissenschaftlichen Autorität der Genetik Stereotypisierungen von Gender und Race zu verschleiern. Ganz allgemein hinterfragen sie aber auch die Politiken der Bildproduktion in einer Zeit allgegenwärtiger Überwachung, militarisierter Polizeiarbeit, auf biometrischer Erfassung gründenden Regierungsformen und Hightech-Versicherheitlichung.

A Becoming Resemblance ist eine Kooperation zwischen der Fridman Gallery mit Roddy Schrock und der transmediale.

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