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face value

Film- & Videoprogramm

Film- & Videoprogramm

Kuratiert von Florian Wüst

Soziale Errungenschaften, die einst als Ausgleich für die Härten der Industrialisierung und Urbanisierung erkämpft wurden, sind vielerorts in Auflösung begriffen. Stattdessen soll der Markt – unterstützt von staatlicher Regulation – Wohlfahrt und Daseinsvorsorge produzieren: Individualität und Eigenverantwortung nicht mehr nur als Mittel der Emanzipation, sondern als gesellschaftlicher Imperativ. Dort, wo Fortschritts- und Demokratiemodelle nach neoliberalen Prämissen abgebaut werden oder gescheitert sind, gewinnen traditionalistische Ideologien an Boden. Diese richten sich nicht gegen die Ursachen ökonomischer und sozialer Ungleichheit, sondern gegen bürgerliche Rechte und Freiheiten, die immer auch die Herausbildung von Privilegien befördern. Hierin scheint die von Populist_innen angeführte Verachtung gegen die intellektuellen und politischen Eliten mit begründet.

Ein Merkmal des Populismus, wie wir ihn aktuell erleben, liegt in der Behauptung, im Besitz der Wahrheit zu sein und zu wissen, was das „Volk“ wolle, wodurch sich die Auseinandersetzung mit anderen Meinungen erübrigt. Demokratie basiert jedoch auf der Erkenntnis, dass es keine absolute Wahrheit in politischen Dingen geben kann. Die Filterblasen und Echokammern der digitalen Netzwerke suggerieren Einheit und Homogenität von etwas, das in Wirklichkeit durch Vielfalt geprägt ist. Diese Normalität diverser kultureller und weltanschaulicher Identitäten in der modernen Gesellschaft wird zunehmend zur Angriffsfläche für rechte und rassistische Gewalt.

Vor dem Hintergrund der thematischen Schwerpunkte von face value präsentiert das Film- und Videoprogramm des Festivals eine internationale Auswahl experimenteller, essayistischer und dokumentarischer Kurzfilme. Die Beschäftigung mit Wert und Werten erfordert Selbstreflexion, welche die Macht von Bildern und Sprache hinterfragt; das Mittel der kritischen Analyse verbindet sich in den historischen und zeitgenössischen Arbeiten mit künstlerischer Subversion und visionärem Denken. Neben dem eigens für die transmediale entwickelten Projekt von Stefan Panhans und Andrea Winkler sowie der Deutschlandpremiere von Eric Baudelaires Also Known As Jihadi ist eine weitere Besonderheit geboten: das von Stefan Rusu kuratierte Programm Nothing To Lose: The Melancholy of Resistance mit Filmen aus Südostasien.

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